Geschichte der Schule
Vorgeschichte
Anfang der 70er Jahre des 19. Jahrhunderts tauchte die Forderung nach einer Mittelschule in Kufstein auf. Als bedeutender und aktiver Vertreter dieser Forderung ist Dr. Matthäus Hoerfarter zu nennen, der in einem öffentlichen Bürgerausschuss die Teilnehmer von der Notwendigkeit einer solchen Schule überzeugte. Durch die Okkupation von Bosnien und Herzegowina hatte der Staat zu diesem Zeitpunkt nicht die nötigen Mittel, und so blieb der Wunsch eine Zeit lang liegen.
In der Bürgerausschusssitzung vom 23. Dezember 1901 wurde abermals eine Forderung nach einer Mittelschule gestellt und allseits begrüßt. Ein Mittelschul-Ausschuss wurde gegründet und beschäftigte sich mit der Finanzierbarkeit des Schultyps (Gymnasium oder Realgymnasium). 1907 stimmte Kaiser Franz Joseph I. dem Bau zu.
Eröffnung bis 1945
Am 25. September 1907 wurde k.k. Staatsrealschule eröffnet. Erster Direktor war Prof. Tafatscher; der Unterricht fand in den Anfängen in einer Villa in der Maximilianstraße statt.
Während des Ersten Weltkriegs wurde das Internat geschlossen; drei Lehrer und neun Schüler sind im Krieg gefallen.
Am 11. März 1938 marschierten deutsche Truppen in Kufstein ein. Daraufhin wurde der derzeitige Direktor Christian Bader sowie fünf Lehrer „aus wichtigen Dienstesrücksichten“ suspendiert. Im Juni desselben Jahres wurde das Realgymnasium in eine „Staatliche Oberschule für Jungen“ umgewandelt.
Im Oktober wurde eine 8. Klasse für „politisch geschädigte Mittelschüler“ installiert. Während des Krieges diente die Schule auch als Lazarett. Im Zweiten Weltkrieg starben 49 Jungen und ein Lehrer. Am 30. April 1945 um 16:00 Uhr wurde die Anstalt wegen des bevorstehenden Einmarschs der Amerikaner geschlossen. Es verschwanden sämtliche Bücher und Unterrichtsmaterialien aus dem Gebäude.
1945 bis 1984
Der Schaden am Gebäude nach dem Krieg war relativ gering und wurde bald behoben. Durch die Entnazifizierung gab es zu wenige Professoren, weshalb zuerst nur mit einem verkürzten Unterricht in den oberen Klassen begonnen werden konnte. Der Schulbetrieb wurde dann wieder voll aufgenommen und das Gebäude inklusive Direktorenvilla tat bis 1980 seinen Dienst.
In den Jahren 1980 bis 1984 wurde das Schulgebäude nach den Ideen des Architekten Prachensky um zwei Klassentrakte erweitert und dazu generalsaniert. Während der Bauzeit wurde der Unterricht aufrecht erhalten. 14 Klassenzimmer, vier Sonderunterrichtsräume, neue WC-Anlagen sowie zwei neue, unterirdische Turnsäle samt Nebenräumen wurden neu gebaut. Der Haupteingang wurde von der Schillerstraße in den Schulhof verlegt. Anstelle der Direktorenvilla und des alten Turnsaales wurden die beiden Klassentrakte errichtet. Die Sonderunterrichtsräume blieben alle im Altbau. Die Jugendstilelemente wurden gesichert und saniert. Der Altbau steht unter Denkmalschutz, nicht aber die beiden neuen Trakte. Die Schule behält ihren Bestand bis zum Jahr 2010. 26 Jahre wurden nur kleine Veränderungen im Inneren und Äußeren durch Initiativen von Lehrerinnen und Lehrern sowie Schülerinnen und Schüler durchgeführt.
1984 bis heute
Die Raumnot vergrößerte sich mit der Zeit enorm, sodass bereits Ende der 90er Jahre die Gedanken an eine Erweiterung aufkamen und ein Ansuchen an den Landesschulrat für Tirol gestellt wurde, da der Schule immer noch sehr wichtige Funktionsräume wie eine Schulbibliothek fehlten. Die Zeit für einen Ausbau war offensichtlich noch nicht reif.
Die Schule beherbergte mittlerweile 32 Klassen, 665 Schülerinnen und Schüler bewegten sich in einem Gebäude, welches für 20 Klassen konzipiert worden war. Aus diesem Grund wurde der Gedanke des räumlichen Ausbaus nicht mehr aufgegeben und nach einigen Machbarkeitsstudien, die entsprechenden Räume im Altbau unterzubringen, kam es zum Beschluss sowohl einen Zubau als auch eine Funktionssanierung durchzuführen. 2009 kam es zur Ausschreibung eines EU-weiten Architektenwettbewerbs durch die Bundesimmobiliengesellschaft.
Aus dem Wettbewerb ging das Modell des Architekten DI Johannes Wiesflecker als Sieger hervor: ein konischer fünfgeschossiger Solitär als moderner Zubau, wodurch die Charakteristik des alten Gebäudes erhalten blieb. Im Zubau befinden sich 19 Klassenräume, zwei EDV-Säle (bis zum Jahr 2018 wurden diese auf vier EDV-Säle erweitert) ein Mehrzwecksaal und die multimediale Schulbibliothek.
Die naturwissenschaftlichen Sonderunterrichtsräume wurden ins Erdgeschoß und die kreativ-musischen Räume in den dritten Stock des Altbaus verlegt. Ein ehemaliger Klassentrakt von 1984 wird in einen großzügigen Bereich für die Lehrpersonen umgestaltet, sodass jede Lehrperson über einem räumglich angemessenen eigenen Arbeitsplatz verfügt.
Die Ausrichtung des Gebäudes auf 40 Klassen lässt das Zeitalter der Wanderklassen vergessen und lässt hoffen, dass für die nächsten Jahre die Raumnot wirklich der Vergangenheit angehört. Die Schülerinnen und Schüler sowie die Lehrpersonen können sich im neuen Haus wohlfühlen und finden dazu eine ausgezeichnete Lern- und Arbeitsumgebung vor.
Schon in der Planungsphase der Erweiterung zeichnete sich ab, dass deren südöstliche Wand einen perfekten Ort für eine künstlerische Intervention bieten würde. Den BIG Art Kunst- und Bauwettbewerb gewann der Künstler Karl-Heinz Klopf mit seinem Projekt „Zerknitterte Wand“. Die Wand wurde zur Schnittstelle zwischen Schule und Park und soll die Assoziation einerseits zum Papier, welches in der Schule verwendet wird, und andererseits zum Fels der Festung erwecken.