„es eifre jeder seiner unbestochnen von Vorurteilen freien Liebe nach“

von Homepage BG/BRG Kufstein
24. März 2023

Mit diesen Worten plädiert der Richter in der Ringparabel aus Gotthold Ephraim Lessings „Nathan der Weise“ für ein Zusammenleben ohne religiöse oder kulturelle Dünkel, es soll die Sprache des Herzens die Menschen regieren, nicht das Religionsbekenntnis oder die politische Zugehörigkeit. Kein einfaches Stück, das sich der Schauspieler Andreas Roder vorgenommen hatte, der 7C näher zu bringen. Und doch erging es seiner Darbietung gänzlich anders als der Uraufführung des Werks 1783 in Berlin, wo es nach nur wenigen Tagen mangels Interesse vom Spielplan gestrichen wurde: Roder gefiel – sehr sogar! Mit einer faszinierenden Leichtigkeit führt er die Jugendlichen durch die inhaltliche Dichte des „Nathan“, gibt eindrucksvoll parallel geführt den Saladin im Gespräch mit Nathan und rundet sein Schau-Spiel mit historischen Bemerkungen zum Stück und einer Diskussionsrunde zum Thema Toleranz in unserer Gesellschaft ab. So gelingt die Parabel Lessings 240 Jahre nach der Uraufführung durch hervorragende szenische Darbietung ohne viel Schnickschnack hinsichtlich Bühnenbild oder Maske: ein Paravent, ein langes Kleid genügen, um die Geschichte zu erzählen vom gelingenden Zusammenleben der großen Religionen, das nicht ohne große Anstrengung einhergeht, aber für alle nur Vorteile bringt. Ein großer Dank dem Tiroler Kulturservice, das den Besuch von Andreas Roder ermöglichte, ein großer Dank an die 7C, die sich gedanklich tief einließ auf die Darbietung!

Mag. Priska Szczutkowski