Wenn Zahlen Namen bekommen: Zu Besuch im Anne-Frank-Haus in Amsterdam
Das Jahr 2025 ist ein Gedenkjahr: zum 80. Mal jährt sich das Ende des Nationalsozialismus. Und auch 80 Jahre nach Kriegsende haben Gedenken und Erinnern keineswegs an Bedeutung verloren, im Gegenteil: Vorurteile, Ausgrenzung, sprachliche und tatsächliche Gewalt gegen als „anders“ empfundene Personen sind nach wie vor ein großes gesellschaftliches Problem. Umso wichtiger ist es besonders für österreichische Schüler und Schülerinnen, sich mit der eigenen Geschichte auseinanderzusetzen: Nie wieder Auschwitz ist der einprägsame Grundsatz, mit dem auch die SchülerInnen der 6D-Klasse des BG/BRG Kufstein bei ihrer Exkursion nach Amsterdam immer wieder konfrontiert wurden. Dabei durften die Kufsteiner SchülerInnen nicht nur das Anne-Frank-Haus in Amsterdam besichtigen, was für alle ein eindrückliches Erlebnis war, sondern auch selbst forschend tätig werden. Unter der interessanten wie abwechslungsreichen Anleitung des gebürtigen Wörglers Aaron Peterer, seines Zeichens seit vielen Jahren beim Anne-Frank-Haus tätig, erkundeten die Tiroler SchülerInnen Amsterdams Innenstadt zu Fuß, um einige der Monumente kennenzulernen, die an die Diskriminierung, Verfolgung und Deportationen erinnern, die auch in den Niederlanden während der Deutschen Besatzungszeit stattfanden. Besonders nachhaltig beeindruckten und bewegten dabei das Nationale Holocaust Namenmonument, bei dem jeder Name der über 100.000 niederländischen Opfer des Holocaust auf einem Ziegelstein verewigt wurde, sowie die „Shadow Wall“, die entlang der „Keizersgracht“ anhand ihrer ehemaligen Wohnhäuser an die Deportierten erinnert. Zwei Monumente, die unter die Haut gehen und dafür sorgen, dass die kaum fassbaren Zahlen der Opfer des nationalsozialistischen Massenmordes zumindest ihre Namen wieder zurückbekommen. Der Holocaust hat nicht mit Auschwitz begonnen – eine lange Entwicklung von immer radikaler werdender Ausgrenzung und Diskriminierung war dem Zivilisationsbruch vorangegangen. Auch heute, 80 Jahre nach Kriegsende, bestehen Rassismus und Diskriminierung leider nach wie vor – das Zitat von Anne Frank hat nichts von seiner Dringlichkeit und Aktualität verloren:
„Ich sehne mich nach dem Tag, an dem wir wieder Menschen sein werden, nicht nur Juden.“